Donnerstag, 29. Dezember 2011

Bilanz eines Irrtums

Irgendwann war das klar
es gibt mich gar nicht wirklich.
Ich habe mich ausgedacht,
so wie das alle tun.
Es gab da nichts Gültiges,
nur dieses Stück Als-Ob-Ich.
Es hat mir nichts ausgemacht
mich darauf auszuruhn.

Irgendwann war offensichtlich,
es sind alles hohle Worte.
Wir reden von Ertragen,
und wollen doch, das alles bleibt.
Es gibt keine Änderung,
nur dieses Stückchen Torte.
Ich muss nichts essen,
wenn die Wahrheit sich entleibt.

Irgendwann war alles so
als wär es nie gewesen.
Ich mittendrin und doch
dann meilenweit voraus.
Es gibt keine Entfernung,
gemessen an den Träumen.
Ohne Navigationssystem
find ich nie mehr nach Haus.



Freitag, 23. Dezember 2011

Weihnachtslied

Ich schenk Dir was, was niemand sonst auf Erden hat. 
Ich Schenk es Dir - obwohl Du es nicht brauchst.
Es macht Dir Angst, Du bist nicht frei und Risiko ist auch dabei - 
Und manchmal hast Du mein Geschenk so satt. 

Ich Schenk Dir was - was jeder andere sehen kann, 
Obwohl es weder Farbe hat noch Form, 
Es ist nicht laut, nicht bunt, nicht hell, 
Auch  brauchbar nur evtl - es ist ganz außerhalb von aller Norm .

Ich Schenk Dir was, Du Dir  nie gewünscht hast, 
Du wusstest nicht einmal, dass es das gibt. 
Du weißt nicht, wie es funktioniert, wie man es schützt - oder verliert, 
wenn jemand so bedingungslos Dich liebt. 




Sonntag, 11. Dezember 2011

Im Traumland wird grad renoviert

Es ist eine Bitternis in alledem: 

Texte zu lesen und merken,
sie sind und waren nie gut.
Eigene. Jetzt. Und löschen...

Bilder zu sehen, für die man keine Wände hat.
Ungemalte oder welche auf dem Feuerplatz.
(Alles vergeht, damit etwas Neues entsteht ?)

Sich selbst zu bedauern
ob der eigenen Rigorosität
Luft holen wollen und an der
Hilflosigkeit der Geste ersticken.

Ich könnte jetzt,
5 Minuten nach 12,
so weit weg,
sein,
wie ich nie war.

Vielleicht wird's nie wieder so schön

sagen sie oft.

Alle Furcht vor dem Gang des Lebens ist darinnen,
dass gerade jetzt,
wo die Gläser noch ungewaschen,
die Brotkrumen auf dem Tisch,
die Wimperntusche noch hält und die
tausend Möglichkeiten wie Sterne am Abendhimmel funkeln,
dass gerade da es einen
Schnitt geben könnte,
das ungebrochene Glück sich auflöst.

Vielleicht wird's nie wieder so schön.
Eine Angst, man könne nicht genug gelebt, falsch geliebt und
noch schlimmer: das Gute nicht geschätzt haben.

Gerade jetzt, so rufen sie,
sei es doch schön und es sei recht und billig,
dies auch zu genießen.

Ich schau ein letztes Mal durch das beleuchtete Fenster,
die Kerze auf dem Tisch, die Schalen voll Gebäck,
die Girlanden und der Bildschirm,
auf dem die Wunderwelt sich im Stundentakt
selbst bespiegelt.

Ich lasse sie darinnen und gehe weiter.

Samstag, 5. November 2011

Ich meine mich


Nein, ich meine nicht alle.
Nicht das WIR, welches Übereinstimmung suggeriert,
während wir schon ahnen,
dass selbst die Auswahl einer passenden Kaffeesorte uns trennt.

Ich meine nicht uns alle,
die wir in Bahnen uns nähern, auf der Autobahn uns gegenseitig in Gefahr bringen,
im Kaufhaus die Rolltreppen hoch und dann ohnmächtig vor den Regalen wählen---
( Was suggeriert uns der Besitz eigenlich? Unangreifbarkeit ?
Welches Organ in uns fühlt sich eigentlich besser mit der
teuren Uhr, dem Markenschuh, dem Haus, mit alledem ? )

Haben sie uns dahin erzogen in all den Jahren ?Dass wir unser Ich als Stückwerk führen, wie eine Marke, ein Wesen, zusammengesetzt aus dem Webtarif ( der zu mir passt )der richtigen Kaffemaschine, der Brille, der Tasche zu Lage der Nation ?

Wann haben wir aufgegeben, das Coolsein selbst zu definieren,
und die Hoheit über das Ich den Herstellern der Welt,
ihren Designerstuben und Marketingagenturen in die Hand gegeben.
Und wenn es schon passiert ist -
was haben wir dafür bekommen ?

An welcher Stelle habe ich sie eingelassen, in meine Gedanken,
haben wir zugelassen, das Freiheit bedeutet, dass wir uns frei kaufen 
( und Abhängigkeit, dass wir selbst uns in der Kiste einschließen.)

Und manchmal fühle ich mich dabei noch wohl...

Wiederholung des Einmaligen

Ich habe ein Versprechen eingelöst. Noch spätnachts bin ich hinauf zum Dom gegangen, abends im Mondlicht. Jede einzelne steinerne Stufe, die am Vorabend noch zu kalt, zu hoch, zu weit erschienen, bin ich hoch gestiegen, ein kleines Klacken der Absätze - Alltäglichkeit und Banalität.Daneben die wispernde Geschichte, die Erzählungen der Kämpfe, der Massen auf dem Platz, irgendwoher die Stimmen der Geschlagenen, Enttäuschten - die hierher gegangen waren, damit ER ihnen hilft.

In der Dunkelheit hängt er da am Kreuz, die sicherste Aufbewahrung für Andersdenkende.

Das Tor war geschlossen, die eiskalten Streben hatten die Sonne des Tages längst verloren ( und es war sehr sonnig gewesen, ein ganz unglaublicher Herbst ) Zu kalt, zu hoch, zu absurd - natürlich klettert unsereins nicht über Zäune. Dahinter, ganz hinter dem gotischen Bau, hinter Bäumen und vielleicht nur in meiner Erinnerung existent, müsste sie sein, MEINE Madonna. Eine Sandsteinskulptur, nicht zu groß, eher unscheinbar, der ich so viel verdanke - der ich das wichtigste Versprechen gegeben habe, was einem über die Lippen kommen kann: dass ich mir nie, niemals das Leben nehmen werde, wie schlimm es auch kommen mag.

Ich kann diesen Tag noch wie einen Traum erzählen, es gibt nicht so viele dieser Tage, vielleicht 8 oder 10, die man nie vergisst und wo man sofort weiss: es gilt, für jetzt und für immer. Eine Welle von Sinnlosigkeit und Schmerz über die Absurdität der Gesellschaft, die mangelnde Bereitschaft zum Andersdenken hatte mich damals fast zu Boden geworfen. Sie hatten mich gefragt, wie ich das denn meine, dass der Genosse Gorbatschow uns als Vorbild dienen könnte. Warum ? Wozu - und - noch sind mir Ton und Blicke wie gestern vor Augen - "Sind wir nicht auch intelligent ? Sind wir nicht auch kreativ?"

Ich schwieg und habe oft geschwiegen. Und als ich dann über die berühmte Brücke ging,
hin und her gerissen zwischen der Einsicht, dass sich nichts, aber auch gar nichts ändern wird,
stand da der Händler, mittleres Alter, so eine Figur aus Märchenfilmen oder Dichtung,
die Inkarnation von Wissen, Einfühlung - verpackt in Breitcordhose und Seefahrerpullover.
( Noch heute sehe ich das Muster vor Augen, was eigentlich behält unser Gedächtnis alles bei ? )

Nachdem wir eine halbe Stunde verplauert hatten ( und das ging schon immer einfach,man konnte bei Literatur anfangen und landete bei den großen Fragen der Welt ) kaufte ich ihm eine Riesenkiste Kirschen ab.

Ich bin mit diesen Kirschen hinter den Dom gestapft und da stand sie: verpackt in Folie und unscheinbar, niemand sonst schien sie zu sehen, oder hatte jemand genau diese Figur nur für mich hingestellt ? ( Wie egozentrisch muss man sein, dass man die Wirklichkeit für eine Inszenierzung hält -machen sie das nur für mich ? ) An diesem Tag hat es begonnen, der Reiz der Stadt bleibt seitdem und es ist immer wieder
möglich, ihn zu erneuern, bringen Sie noch ein paar Kerzen und natürlich ist es die passende Musik.

Es gibt nur diese eine Chance, das Leben so zu leben,als ob es das einzige wäre, und aufzupassen, dass wir nichts davon, keine Zeit, keinen Abend, keine Idee auf dem Altar der Alltäglichkeit opfern. Und wenn es mich( überraschend, schnell, ungeplant ) hin verschlägt, dann gehe ich die Treppen hoch.
Es gibt nichts Wesentlicheres als die Einsicht, dass wir lebendige Menschen sind und das es
lohnt, jeden Tag so zu leben, als wenn es der letzte wäre.

Freitag, 21. Oktober 2011

Im Regen ist es manchmal spät

Zum Leben braucht es immer zwei
und wers nicht glaubt, muss laufen.
Wer lügt, der hat ein gutes Fell
und Frieden kann man kaufen.

Die Weltverbesserung an sich
braucht immer mal Verräter.
Und wenn ich etwas gar nicht will
verlange ich es später.

Zum Leben braucht's ein Damenrad
mit Korb - um was zu kaufen
Wer keinen mag, schläft ruhiger
und muss mit niemand raufen.

Im Regen ist es meist zu spät
Geborgenheit macht Diebe.
Ich will so bleiben wie ich bin
wer schön ist, kriegt auch Hiebe.

Wer spielt, den fängt der frühe Wurm
und jeder mag den Sieger.
Wenn der am Ende einsam ist
dann hab ich ihn noch lieber.


Bilanz des Scheiterns

Die Ruhe und Zurückhaltung
- es war die falsche Geduld.
Immer Hoffnung und leises Bangen
- jetzt geben sie Dir die Schuld.

Wer zu lange stille hält
- wird später nicht gehört,
wer die Dinge geschehen lässt,
wird unsanft aufgestört:

wenn der Wind sich dreht,
wenn der Regen fällt und
wenn plötzlich nichts mehr gilt.

Mag sein, ich war zu langsam
- das kommt nie wieder vor.

Samstag, 8. Oktober 2011

Herbstgarten, Samstags

Es dämmert schon um kurz nach vier,
sie nennen es Oktober.
Mein Nachbar spielt seit acht Klavier,
er probt für eine Oper.
Ein Alltag als ob's immer wär
und ganz normaler Frieden.
Ich aber spüre gar nichts mehr
ich kann mich nicht besiegen.

Ich fege Laub, und lege es
um meine schönsten Rosen.
Das ist der Brauch, so macht man es
ich fühl den Schmerz in Dosen.
Für mich und Dich, und alle noch
ein Wochenend der Guten.
Ich packe meine Hände aus
und seh: die Finger bluten.

Der Herbst stellt seine Waage auf
jetzt zählt nur: was bleibt stehen
Wir legen unser Leben drauf
und manche Lügen gehen -
noch durch, es tarnt sich manches Glück
und irgendwo sind Binden
für meinen Schmerz, da werde ich
noch einmal welche finden.


Samstag, 24. September 2011

Ich hör nicht auf zu träumen

Ich hör nicht auf zu träumen
und ich trinke zu viel,
ich geh zu spät ins Bett,
ich bin im INTERNET.

Ich hör nicht auf zu kämpfen,
weil ich denke, es lohnt,
ich zahle selbst den Preis,
und der ist mehr als hoch.

Ich will das Kleinliche nicht
Du weisst ja so, was ich denk
 ( nur das ich anrufen kann,
wenn wirklich Not ist am Mann )

Ich hör nicht auf zu träumen
von der besseren Welt
Du sagst, das findest Du toll,
und fährst zu Frau und Kind.


Sonntag, 11. September 2011

Es gibt Dich nicht


Ich hatte Deine Nummer schon gelöscht,
Deinen Namen schon vergessen,
die Erinnerung entfernt.
 ( Nach #zweieinhalb Monaten ....
da geht das.)

Ich hatte Deinen Namen schon vergessen,
oder nannte andre Leute so,
bei Deinem Namen gibt es viele.
( Man lebt bequem .....
wenn man nicht wartet. )

Ich muss Dir nicht einmal im Netz begegnen,
Dich nicht googeln und
Du tauchst in keinem Bildschirm auf.
 ( So etwas ist neu für mich ....
aber das geht auch. )

Doch gerade dann, als ich mir sicher war,
es gibt Dich nicht,

als ich mir wirklich sicher war,
Du rufst nicht an,

als ich Dein Lächeln und den Blick vergessen hatte -

da klingelt hier bei mir das Telefon.
Und alles,
fast alles,

gibts von vorn.

Montag, 8. August 2011


Samstag, 25. Juni 2011

Am Tag nach Freitag Nacht

Ich mag den "Tag danach",
das Aufstehen und spüren: etwas ist anders,
jemand, den Du gestern noch nicht kanntest,
ist jetzt in Deinen Gedanken,
beherrscht den inneren Dialog,
jenseitig sind all die Leute um Dich herum, ihre Bitten, ihr Reden, ihr Fragen
"hast Du was ?"

Ich mag den Morgen danach,
das Abprüfen, wer jetzt wem eine Nachricht schicken könnte,
( ein Glück, ich habe ihm nicht meine Nummer gegeben )
warum es klug ist, nichts zu tun;
warum es auch nicht nötig ist,
es brauch keine SMS,
weil man tief im Innern weiß, dem Andern geht es genau so.

Ich mag die Fassungslosigkeit,
dass dieses schon mal gekannte, vergessene Gefühl wieder da ist,
dass Ziehen von Kopf bis Fuß, die Vertrautheit,
ungläubig musst Du es Dir eingestehen: ich habe mich verliebt.

( In dem Alter kann man das Sagen, da wird kein tagelanges Leugnen eingeschoben,
man ist nur noch erstaunt, aber kennt das Gefühl.)

Erstmal überlegen, ob man den Namen jetzt googeln sollte, oder es bleiben lässt
( will ich die Glückliche Familie beim Empfang sehen ? die Gattin an seiner Seite ? )
Bei 17000 Einträgen kann man es auch bleiben lassen.

Ich mag den Nachmittag danach, wenn es 17 Uhr ist und mir fällt ein,
dass ich gestern um die Zeit noch nicht mal eine Ahnung hatte.
Oder doch ? Gab es nicht doch so eine Ahnung, dass es mal wieder Zeit wäre,
dass es JETZT genau mal wieder nach 12 Jahren ZEIT wäre für so einen Wunsch:
Es möge einer da sein,
kommen und reden - dass einem das Herz stehen bleibt,
... und dass mir die Worte fehlen.

Ich mag den Tag danach, die Stunden, die stille stehen
eine stetige Müdigkeit,
die Texte, das Kribbeln im Bauch, im Ohr und überall.

Ich bin froh, wenn diese Tage enden,
es wieder Montag ist, der Alltag beginnt.

Ich mag diese 6 Tage im Leben,
wo wir erinnert werden, dass wir leben,
sehr.


Montag, 14. März 2011

Ich lass die Fenster offen zur Nacht

"Es gibt Tage von so großer Dauer,
Tage, von denen erholt man sich nie - "

das ist kein neuer Text, mein Herz,
das sind ganz alte Zeilen,

die Freunde gehen, aber
die Grausamkeiten der Welt behalten ihren Platz
das Gehirn versucht etwas davon zu fassen
und in den Zwischenräumen sehnen wir uns
nahe zu sein,
86 gab es kein Twitter.

Der Schnaps war billiger - der Versuch zu denken nicht einfacher.
Wir haben Karten gezeichnet - jetzt gibt es alles online.

Man müsste sich betrinken,
unter die Decke kriechen,
einfach einschlafen und erst wieder aufwachen
in einer besseren Welt.
( Die plötzliche Dankbarkeit, dass wir Decke und Dach haben )

Stattdessen trinken wir die nächste Flasche Sekt.
( solange wir Zyniker Recht haben, gewinnen wir jede Wette.
Aber will ich das wirklich ?)

Die Meldungen fliegen über den Bildschirm
im Sekundentakt,
in zwei Stunden ist ein Thema DURCH im Land -
da muss entschieden sein.
Wer zu spät kommt - findet niemand mehr zum Reden.

Es ist windstill, da kann man das Licht gut sehen,
falls doch jemand ein solches entzünden mag...
Ich lass die Fenster offen zur Nacht.

Freitag, 11. März 2011

Kurzintermezzo

"Von Dir
lass ich mich
doch nicht aus der Bahn werfen.

Wegen Dir
bau ich doch nicht
mein Leben um.
Die Wohnung erst recht nicht.

Nach Dir
werden andere kommen"
sagst Du zu mir.

Und ich hör mir das an,
diese Rigorosität klingt nach Schmerzen,
Deine erlitten und meine davor,
das kann keiner wollen.

Ich bestelle einen Latte für mich
und denk mir mein Teil.
Und bin weg.